Die Stürme werden heftiger, der Windsog steigt. In Sachen Energieeffizienz ist das Dach der neuralgische Punkt des Hauses. Ein Satteldach ist dabei die häufigste Dachform in Deutschland – eine energetische Modernisierung aber dennoch selten nach Schema-F möglich.
Handwerk hat einen goldenen Boden. Das gilt auch für die 12.400 in Deutschland in die Handwerkerrolle eingetragenen Dachdecker. Die Branche hat bei gut 41 Millionen Wohneinheiten in Deutschland gut zu tun – denn nun packen die Hausbesitzer die energetische Sanierung an. Das macht auch Sinn. Denn: Wärme entweicht zuallererst nach oben, deshalb hat eine bessere Dämmung des Daches einen immensen Einspareffekt. Experten rechen vor, dass allein dadurch die Heizkosten um bis zu 30 Prozent sinken können.
Im Folgenden erklärt FOCUS Online die einzelnen Schritte, die bei der nachträglichen Dämmung eines Satteldaches erforderlich sind. Satteldächer sind die häufigste Dachform in Deutschland, bei der sich zwei geneigte Dachflächen am höchsten Punkt treffen.

Energieeinsparverordnung schreibt Regeln vor
Es gibt im Prinzip zwei Möglichkeiten: Das Dach selbst wird gedämmt oder die oberste Geschossdecke, wenn der Dachstuhl nicht als Wohnraum genutzt werden soll. Soll nur die oberste Geschossdecke gedämmt werden, sind die Regeln recht einfach: Um den maximal erlaubten Wärmedurchgangskoeffizienten von 0,24 W/(m² K) nicht zu überschreiten, können direkt auf den Dachboden Wärmedämmmatten verlegt werden. Sofern hier niemand mehr herlaufen muss, ist das die einfachste und günstigste Lösung. Der Einspar-Effekt an Heizenergie ist gerade für die Obergeschosswohnungen immens. Die Dichtigkeit und Funktionsfähigkeit des Daches müssen natürlich dennoch sichergestellt werden. In diesem Fall reicht aber eine einfache Neueindeckung, sofern nicht durch einen Instandhaltungsstau schon größere Schäden am Dachgebälk entstanden sind.
Soll allerdings der gesamte Dachstuhl gedämmt werden, weil hier Wohnraum entstehen soll oder bereits besteht, dann darf auch hier später ein Wärmedurchgangskoeffizient von 0,24 W/(m² K) nicht überschritten werden. Dafür stehen drei Methoden zur Verfügung:
- die Untersparrendämmung
- die Zwischensparrendämmung und die
- Aufsparrendämmung.
Die häufig verwandte Zwischensparrendämmung ist schon von der Systematik her komplizierter ist als die Aufsparrendämmung. Das hängt vor allem mit der sogenannten Dampfsperre zusammen. Sie wird auf der warmen Seite eines Bauteils angebracht, um die Wasserdampfdiffusion zu behindern und so eine hohe Durchfeuchtung der Dämmschicht zu verhindern. Die Dampfsperre muss bei der Zwischensparrendämmung wellenförmig gelegt werden.

Jürgen Lech, zertifizierter Sachverständiger für Dächer und Abdichtungen aus Essen, mahnt: „Ist die Dampfsperre nicht richtig gemacht, dann gerät Feuchtigkeit in die Konstruktion und alles schimmelt vor sich hin.“ Zudem hat die Dämmung ein ordentliches Gewicht: Womöglich muss dafür der Dachüberstand vergrößert werden. „Wenn die Sparren im Extremfall durchhängen, ist die gesamte Tragfähigkeit des Daches gefährdet.“ Noch komplizierter wird es, wenn auch neue Gauben eingesetzt werden sollen. Spätestens dann ist der Einsatz eines Statikers zwingend.
Vorsicht bei Billig-Angeboten
Jetzt geht es an die Auswahl des richtigen Handwerkers. Reisenden Anbietern - die heute dort etwas machen und morgen schon nicht mehr greifbar sind – sollten Hausbesitzer mit Misstrauen begegnen. Wenn ein solcher Handwerker zum Beispiel die Dampfsperre für 6,50 Euro pro Meter anbietet, dann ist womöglich etwas faul an der Sache, denn alleine die Materialkosten einer vernünftigen Dampfsperre sind fast so hoch, den Arbeitslohn noch nicht mitgerechnet. Realistische Preise liegen bei 20 bis 25 Euro pro Quadratmeter.
Vorsicht ist auch geboten, wenn der Anbieter ständig seine Firmierung wechselt: Da könnte sich jemand seiner Verantwortung entziehen. Sogenannte Unternehmergesellschaften (UG) oder englische Limiteds mit nur einem Euro Stammkapital sind oft schwierig: Da das Haftungskapital gering ist, bleibt der Kunde im Ernstfall womöglich auf seinen Kosten sitzen.
„Der Billigste kann auch der Beste sein, denn manchmal gibt auch ein richtig satter Handwerker ein günstiges Angebot ab“, kommentiert Jürgen Lech: „Aber der Hausbesitzer sollte immer analysieren, wie der Preisunterschied zustande kommt.“ Dennoch mahnt er zur Vorsicht, kennt er doch die Tricks, mit denen Anbieter ihre Angebote kleinrechnen. Etwa durch das Weglassen von Abrisskosten. „Manchmal wird an der Qualität gespart. Manchmal auch später einfach Geld nachgefordert. Zum Beispiel, wenn erforderliche Leistungen nicht oder nur als Einzelpreis im Angebot enthalten sind“, so Lech.

Pfusch wird sehr teuer
Wurde dann richtig gepfuscht, ist es für den Hausbesitzer meist bitter: „Im Extremfall kann eine Komplettsanierung eines solchen Daches notwendig sein“, so Lech. Das einfachste Mittel dagegen: Bei der Wahl des Dienstleisters auf die örtliche Nähe des Dachdeckers, eine solide Firmengrundlage und eine Innungsmitgliedschaft achten. Dann kann sich der Handwerker Pfusch kaum leisten. Auch sollte sich der Bauherr Referenzen benennen lassen - und diese auch kontrollieren.
Eine pauschale Aussage, wie teuer ein neues energetisches Dach ist, lässt sich nicht treffen. Dafür sind die Anforderungen einfach zu unterschiedlich. Die Stundenlöhne liegen bei etwa 40 bis 60 Euro. Für eine komplette Neueindeckung mit energetischer Dämmung eines Einfamilienhauses benötigt der gut ausgestattete Dachdecker mit einem Team von mehreren Leuten etwa 14 Tage.